Brasilien 2010

Montag, 8.11.

Das Reisefieber macht sich nun doch bemerkbar, die Koffer sind gepackt und das Taxi ist für 4.00 Uhr morgens bestellt. Nach einer kurzen Nacht - die Wolfratshauser nächtigen bei uns - schrillt um 3.00 Uhr unerbittlich der Wecker und schon eine halbe Stunde später steht Herr de Sorte überpünktlich vor der Tür. Zügige Fahrt zum Flughafen. Hier ist es zu so morgendlicher Stunde angenehm ruhig und schon treffen auch Marlies und Gerrit ein. Um 6:20 hebt der Flieger ab - kurzer Zwischenstop in Lissabon und nun geht`s weiter mit der TAP nach Brasilien. Reibungsloser, ruhiger 10 h Flug. Ankunft in Rio de Janeiro - nach hiesiger Zeit erst 17 Uhr - prompter Shuttle quer durch das turbulente, jetzt schnell dunkel werdende Rio. Ankunft um 20 Uhr im Hotel „Praia Ipanema“. Übermüdet wie wir sind, machen wir einen ersten kleinen Erkundungsgang durch Ipanema. Nur noch eine Kleinigkeit essen, d.h. wir landen in einem einfachen, sehr urigen Straßenlokal und machen erste Bekanntschaft mit den süffigen „Chope“ (verballhornt Schopp), dem brasilianischen Fassbier. Dann aber zum Umfallen müde (sind wir Männlein oder Weiblein?) zurück ins Hotel und ab ins Bett.

Dienstag, 9.11. (Trip bei Everytrail)

Gut ausgeschlafen lassen wir es ruhig angehen bei einem ausgedehnten Frühstück mit einer wunderbaren exotischen Früchtevielfalt, welche wir auf unserer Reise in sämtlichen Hotels geniessen dürfen. Und nun geht's erst einmal zum Strand vor unserem Haus. Schon nach kurzer Zeit erste Belagerung durch fliegende Händler, aber nicht zu aufdringlich und auf witzige Art. Versuche mich im Handeln und anstatt von 50 Reais einigen wir uns auf 40 für zwei Pareos, das sind keine 20 Euros und dazu gibt es noch drei Strandfederbälle. Bei sehr angenehmer Luft- und Wassertemperatur starten wir einen ersten Versuch, gegen die Brandung des Atlantiks anzukämpfen. Es ist unverkennbar, Luise ist unsere Sportskanone. Gegen Mittag genehmigen wir uns einen alkoholfreien Spezial-Aperitif aus der frisch mit der Machete geöffneten grünen Kokosnuss. Sehr erfrischend und enthält angeblich sämtliche Mineralstoffe, kann ja nicht schaden. 

Pünktlich um 13 Uhr werden wir zu unserem ersten Rio-Trip (knapp 6 Mill. Einwohner!) durch Lavinia, der reizenden und äußerst versierten Führerin nebst Paolo, dem ebenso netten und freundlichen Fahrer aus dem Rios de Historia-Team abgeholt. Lavinia spricht ein astreines Englisch, erzählt und erklärt sehr engagiert über ihre Stadt. 

Der erste Besuch gilt dem Zuckerhut, dem Pao de Acucar. Die Sicht von oben über Stadt und Meer ist trotz des leicht bewölkten Himmels mit einigen versprengten Regentropfen recht gut. Hier oben tummeln sich freche, nur handtellergrosse Äffchen (die kleinste von 60 verschiedenen Affenarten Brasiliens) welche noch den allerletzten Rest aus Papp-bechern schlecken. Sonst entdecken wir die ersten Urubus, grosse schwarze Geier. Es grünt und blüht üppig auf einer Höhe von ca. 400 Metern. Zurück fahren wir vorbei am Lagoa Rodrigo de Freitas. Hier findet so manches statt; Jogger, Walker, Segel- und Bootsregatten. Selbst ein Riesengerüst für den alljährlichen Christbaum ist zu erkennen.

Zurück im Hotel genehmigen wir uns eine kleine Siesta. Danach durchqueren wir aufs neue unser Viertel, um im berühmten Garota, dem „Girl of Ipanema“, einem äußerst quirligen, trotzdem gemütlichen Restaurant zu Abend zu essen. Die Portionen sind übergroß, so dass wir beschliessen, ab sofort nur noch eine Portion für zwei zu bestellen - an den Nebentischen machen die Brasilianos es uns vor. Wir wollen ja einer Explosion zuvorkommen. Aber bei den schäumenden Chopes gibt's kein Halten! Der etwas verlängerte Rückweg am Strand (wir fühlen uns absolut sicher trotz Dunkelheit) tut gut. Dank eines Caipirinhas als Absacker oben auf der Dachterrasse mit herrlichem Blick über die tausend Lichter der Stadt fallen wir wohlig ermattet in die Federn. 

Mittwoch, 10.11. (Trip bei EveryTrail)

Heute ist frühes Aufstehen angesagt, da wir um 8 Uhr abgeholt werden und Dank Lavinias weiser Voraussicht mit der Trem do Corcovado, der gemütlichen Zahnradbahn das Wahrzeichen von Rio, die berühmte Christus-Statue erklimmen - noch bevor der große Besucherstrom anrollt. Die Figur ist gigantisch, wo bei die weit ausgebreiteten Arme alle Menschen der Welt willkommen heißen. Glücklicherweise herrscht heute eine glasklare Sicht - allen Unkenrufen zum Trotz. Das Auge schweift ungehindert über unzählige bewaldete Hügel, dazwischen Stadtviertel, wieder Wald, dann Favelas, mannigfaltige Buchten, Lagunen und dann weit hinaus aufs offene Meer. 

Unten in der Stadt wartet Paolo, um uns ins höher gelegene, heutige Künstlerviertel Santa Teresa zu befördern. Auch von hier aus fällt der Blick zwischen Palmen und Bambussträuchern auf die Kolonialbauten vergangener Zeiten, um dann über der Guanabara-Bucht hängen zubleiben. Von hier aus sind ebenfalls moderne Gebäude, in erster Linie die pyramidenförmige

Kathedrale, welche vielen Menschen zur Meditation dient, zu sehen. Neben einer altertümlichen, offenen Trambahn (Bonde) braust pausenloser Autoverkehr über die Avenidas. Nach dem Mittagessen in einem preisgünstigen Restaurant Estação República in Catete mit guter Küche geht die Stadtbesichtigung weiter. 

Nun steht die Altstadt an, gebaut für den aus Portugal vor Napoleon geflüchteten portugiesischen König Dom João VI. Unter dessen Sohn Pedro I. erlangte Brasilen als eigenes Königreich seine Unabhängigkeit - auch hier weit entfernt von Europa - war Napoleon an allem Schuld. Dessen Sohn Pedro II. modernisierte dann die Infrastruktur.  Die Gebäude, die im wesentlichen für Dom Joao VI. bebaut wurden, gruppieren sich um den Praça do Novembro und umfassen unter anderem den Paço 

Imperial, die Kirchen Bossa Senhora do Monte do Carmo und Bossa Senhora da Candelária sowie den Travesso do Comérica. Wegen Eines Requiems war der Besuch des Mosteiro de Sao Bente etwas erschwert.

Als besonders Schmankerl zeigt Lavinia uns noch die Seleron-Treppe, die seit 1980 mit Kacheln aus aller Welt gebaut wird. Paolo fährt uns bis 17.00 Uhr sicher und gelassen zum Hotel. Dort gut zweistündige Ruhepause. Ich nutze die Zeit, um erste Notizen fürs Reisetagebuch zu fabrizieren. Währenddessen geistert meine bessere Hälfte durchs Hotel mit seinem besten Freund, dem Mac auf der Suche nach dem Internetraum. Rundum erholt - jeder auf seine Weise - holt uns der treue Fahrer wieder ab, um uns vor dem „Scenario“, dem bei den Brasilianos beliebten Bossanova-Club abzusetzen. Sehr feines altes Ambiente; das Essen hervorragend und Bossanovaklänge vom feinsten, alles live. Selbst die besten Laientänzer halten uns nicht davon ab, ebenfalls Runden auf dem Parket zu drehen. Und dann eine freudige Nachricht: Hurra, Klein-Milena, soeben geborenes Enkeltöchterlein aus Barcelona ist da. Luise und Eberhard sind nun im Klub der Grosseltern aufgenommen. Congratulacion!!!

Donnerstag, 11.11. (Leider keine Routenaufzeichnung)

Es scheint kühler geworden zu sein; sehr windig, nachtsüber Regen und man sieht kaum Jogger am Strand, nichts mit baden. Dafür ist bei hohem Wellengang die Brandung gigantisch. Bis zum Abholtermin ist noch genug Zeit einen Bankautomaten in Ipanema ausfindig zu machen, um die klammen Geldbeutel wieder mit Reais zu bestücken. Peter und meine Wenigkeit haben gewaltiges Pech, denn keine Bank löst Travelerschecks ein. Dank meiner spärlichen Spanischkenntnisse findet sich ein sehr behilflicher Herr, der uns den Weg zur zuständigen Filiale zeigt und nachdem er plötzlich französisch parliert - welch ein Glück für uns beide - begleitet er uns bis vors betreffende Gebäude. Endlich wieder bei Kasse treffen wir rechtzeitig im Hotel ein und pünktlich auf die Minute erscheint unser bewährtes Rio-Reise-Duo.

Den Nachmittag verbringen wir im 100 Hektar großen, dem größten städtischen Park Brasiliens, dem „Parque Nacional Floresta da Tijuca“. Ein wahrer Regenwald, aus dem Nebel wird Dauerregen und das Thermometer zeigt nur noch 20 Grad C. Erster Stop an der 1860 erbauten Mayrink-Kapelle. In der Nähe eines Wasserfalls entdecken wir fast vogelgroße, bunt schillernde Schmetterlinge und pfeifende Tukane. Zum Glück haben sich giftige Spinnen und Schlangen verkrochen. Unser Vehikel schlängelt sich bei allmählich besser werdender Sicht den Park hinauf und sanft geht's dann wieder abwärts - fast wie am Tatzelwurm. Eine gute Stunde später schwimmen wir im üblichen Großstadtverkehr in Richtung Ipanema. 

Nach der üblichen Ruhepause erwartet uns heute Abend ein ganz großes Espetaculo: Der Besuch einer Sambashow unter Lavinias Begleitung in einer der besten Samba-Schulen Rios. Samba do Brazil heißt Leben pur; laut, bunt, schillernd, alles überdimensional! Caipirinhas und Tapas werden pausenlos gereicht. Die Stimmung steigt und nach einigen Drinks tanzen auch die Alemanes den schweren Kopfputz der Profis balancierend zwischen den Tischen. Auf der riesigen Bühne dauert die eigentliche show dann eine Stunde. Gegen Mitternacht bringt uns der brave Paolo wieder wohlbehalten zurück. Leider müssen wir uns heute von der reizenden Lavinia verabschieden. Obwohl die Vibration der Samba-Dezibels noch in den Knochen steckt, heißt es ab ins Bett. 

Freitag, 12.11. (Trip bei Everytrail)

Frühstück schon kurz nach 7 Uhr, denn heute am letzten Rio-Tag werden wir von Raoul, dem Chef der kleinen aber feinen Touristikagentur während einer zweistün-digen Bootsfahrt über die 

Guanabara-Bay begleitet. Hier sieht man die zum Schutz vor den Franzosen im 16. Jahrhundert angelegten Fortaleza und unterqueren die Brücke nach Niterói. Auch er zeigt und erklärt ausführlich über die Geschichte des Landes, Meeres und seiner Menschen. Anschließend Einkehr in dem Barbecuelokal Estrada do Sul. Nach vorzüglichen Vorspeisen vom Buffet werden wir förmlich von etlichen Kellnern - bewaffnet mit den leckersten Fleischspießen - beglückt. 

Mehr als satt steht nun für den Nachmittag der Besuch des „Jardim Botanico“, welcher im 19. Jahrh. vom portugiesischem König Dom João VI. angelegt wurde, auf dem Programm. Die Hälfte des Geländes besteht aus einem dichten Sekundärwald mit tropischen Pflanzen und Bäumen aus aller Welt. Vom kleinsten Kräutergarten bis zu den gigantischen Baumriesen nebst exotischen Blumen, einschl. Wasserfall reicht das Spektrum. Alles sehr interessant und erholsam. Am Spätnachmittag Verabschiedung unseres Serviceteams im Hotel. Nun heißt es Kofferpacken und etwas ausruhen, denn die gestrige lange Nacht macht sich doch bemerkbar. Zum Ausklang unternehmen wir einen letzten Abendbummel durch Ipanema mit Mini-Imbiss im Garota und wie üblich einige Chopes und Caipis.

Samstag, 13.11.

Um 8 Uhr Transfer zum Airport. Normal verlaufender, kurzer Flug nach Iguacu, zu den weltberühmten Wasserfällen, den „Cataratas do Iguacu“. Mittags Ankunft im Prachthotel, erbaut im Kolonialstil, dem Hotel „Orient-Express das Cataratas“. Eine zauberhafte großzügige Anlage mit Traumzimmern! Nach kurzer Besichtigung des exotischen Parks erfolgt eine erste Kurzführung durch den hiesigen deutschsprechenden Reiseführer Paul und etwas später wird es Ernst. 15-minütiger Fußmarsch hinunter zum Fluss Iguacu. Minimalst bekleidet und eingehüllt in Regencapes und Schwimm-westen wird man in Boote verfrachtet und los geht's in rasendem Tempo in Richtung Katarakte. Wir brausen durch die Gischt, Steilneigung nach rechts, dann links; Nässe von oben und unten,von überall her. Das Fotografieren gestaltet sich schwierig trotz Spezialschutz. Na ja, ist halt ein Riesenspektakel. Der Nässe entflohen und fein gekleidet nehmen wir auf der sehr gepflegten Hotelterrasse ebenso gepflegte Speisen ein. Inzwischen, kurz vor 20 Uhr warten wir auf den viel gerühmten Sonnenuntergang exakt über den Wasserfällen, doch die Wolken - zwar in zartem Rosarot verdecken die Sonne, sind aber auch schön anzuschauen. Ein wunderschöner lauer Sommerabend! Wohlig müde im Schlafgemach angekommen, wurde inzwischen so top aufgeräumt, selbst die Wäschestücke exakt zusammengelegt. Eine Reminiszenz an die vergangenen Feudalzeiten?

Sonntag, 14.11. (Trip bei Everytrail)

Ein fürstliches Frühstück am Pool mit allem, was das Herz begehrt, erwartet uns und wir freuen uns auf den heutigen Besuch der Wasserfälle auf argentinischem Boden. Nach einer angenehmen Fahrt, begleitet von Paul - nur unterbrochen durch lästiges Ausfüllen der Zollpapiere an der Grenze - erreichen wir den Nationalpark. Gut begehbare Wege und Holzstege machen die Hitze, die ab 10 Uhr stetig zunimmt, erträglich und nach gut einer Stunde erreichen wir den Fluss. Wasser, wohin man sieht und endlich steht man staunend vor einem unvergesslichen Naturschauspiel, den unzähli-gen Kaskaden. Diese Wassermassen, ein Toben und Tosen von allen Seiten. Das ist so überwälti-gend, man kann es wirklich nicht beschreiben. Trotz der heutigen Völkerwanderung (vorwie-gend Brasilianer und Argentinier) kann man nur schauen und staunen. Fotografen und Luise, unsere Frau an der Kamera, werden mit dem Festhalten dieses Bildes nicht mehr fertig.- Es geht zurück über die kilometerlange Brücke, dann Einsteigen ins bequeme Dschungelbähnlein und dann genehmigen wir uns eine kleine Stärkung am Parkausgang. Anschliessend Rückfahrt ins Prachthotel. Jetzt kommt der gemütliche Teil: Dolce far niente am Pool, allenfalls etwas lesen und schwimmen im gefühlten 25° C warmen Wasser, einfach herrlich! Später am Abend geniessen wir am selben Platz ein reichhaltiges Barbecue. Dann heißt es schon wieder Kofferpacken und früh ins Bett, denn früh am Morgen, „muito madrigado“ d.h. um 3 Uhr erschallt der Weckruf und eine Stunde später - immer noch dunkle Nacht - Transfer zum Flughafen.

Montag, 15.11.

Um 6 Uhr Abflug nach Manaus mit Zwischenstop in Sao Paulo. Der Flug ist eine Katastrophe. Schweinekalt, weder kann die Temperatur geregelt werden, noch gibt es Decken - trotz wiederholten Bitten an die Stewards. Nach vier Stunden Flug kommen wir fast tiefgekühlt in Manaus an. Beim Aussteigen erwartet uns ein Temperaturschock: Tropenklima satt, wir befinden uns am Amazonas (bedeutet in der Indianersprache „Wasserwolkenlärm“) und am Rio NegroZeitverschiebung am Ort: 5 Stunden zurück zur MEZ (übrigens die Zeitzonen in Brasilien sind sehr verwirrend). 

Also erscheint uns der heutige Tag wieder mal viel länger, was nicht gerade munterer macht. Wie üblich, werden wir abgeholt, wissen aber immer noch nicht, wo wir genau unterkommen, da die ursprünglich gebuchte Lodge (angeblich) wegen zu niedrigem Wasserstand am Amazonas nicht angeschippert werden kann. Ein junges Paar aus Kempten steigt noch zu und ab geht's nach Manaus, einer wenig einladenden aber aufwärtsstrebenden Industriestadt (ehem. Kautschukbarone und heute Autoindustrie). Erwähnenswert ist das „Teatro Amazonas“, erbaut Ende des 19. Jahrh. In italienischer Neo-Renaissance. Hier in der Stadt steigt noch ein französisches Paar zu. Sie sind sehr nett und offenbar erfreut, dass sie sich mit uns austauschen können. Die Karre ist nun rappelvoll, vor allem mit Reisegepäck. Jetzt geht es ewig geradeaus. Auf halber Strecke erfrischen wir uns mit kühlen Getränken und werden mit lokalem Kleingebäck vertraut gemacht. Und weiter geht die Fahrt vorbei an Bananenplantagen, ansonsten Savanne und Dschungel auf beiden Seiten. Ca. um 17 Uhr kommen wir an unserer kleinen Amazonas Öko-Lodge Amazonat  an und werden von Josef, einem quirligen Halbindianer mit einem kühlen Fruchtsaft willkommen geheissen, das tut gut. Man wohnt in einer auf Schwemmsand gebauten, überschaubaren Pfahlhaussiedlung. Ein starker Kontrast zur gestrigen Bleibe. Aber immerhin verfügen die Minizimmer über Ventilatoren, denn es ist mehr als heiss und die Luftfeuchtigkeit dürfte sehr, sehr hoch sein. Da passt mal wieder unser Gruppenspruch: „Wir haben es ja so gewollt“ und schon lachen alle. 

Nach einem reichlichen Abendessen mit Geflügel von glücklichen Hühnern, Reis, Maniok und Salat mit etlichen Bieren, dem Cerveja - unsere Männer gieren förmlich danach - fallen wir ins Bett. Das war ein langer, langer Tag.

Dienstag, 16.11.

Ausschlafen bis 7 Uhr, dann erwartet uns zusammen mit der erweiterten Gruppe ein gutes Dschungelfrühstück. Anschliessend Führung mit Josef in die Selva, tiefster Urwald. Der Boss geht mit der Machete voran, ebnet den Pfad und wir schleichen über Wurzeln, Lianen, Ranken und Baumriesen aus Urzeiten hinterher. Dazwischen wunderschöne, verschiedenste Orchideen und manch andere exotischen Blüten blitzen aus dem üppigen Grün hervor. Mittels seiner Machete zeigt uns Josef anschaulich in kürzester Zeit die Entstehung von Palmdächern, Blasrohren und nicht zu vergessen die Gewinnung von medizinischen Essenzen. Dieses Wissen findet bei der indigenen Bevölkerung, deren Bestand von einst 5 Mill. Einwohnern auf 300000 gesunken ist, auch heute noch Anwendung. Weiter geht's auf einfachen Hölzern über sumpfiges Gelände (einige haben Schwierigkeiten) und erreichen mittags einen verzauberten Platz auf einer kleinen Sandsenke, umspült von einem glasklaren Bach. Schnell ist ein Feuer entfacht und kurze Zeit später lassen wir uns gegrillte Piranhas und sehr schmackhaft gewürzte Hähnchen mit Reis munden. Einige von uns entledigen sich ihrer schweißgetränkten Hemden. Ein kleines Gewitter bringt etwas Abkühlung (Beginn der Regenzeit) und beendet das Mahl. Nass sind wir so oder so und stapfen auf einem kürzeren Pfad zurück zur Lodge. Ausser einer giftigen Tarantel sind keine gefährlichen Tiere zu entdecken. Nach einer Kaffee bzw. Bierpause Rückzug in unsere Behausung, Duschen und Aufhängen der Klamotten zum Trocknen (von wegen, hier trocknet nichts), Faulenzen, Lesen, Tagebuchschreiben. Die „Zivilisation“ ist weit weg, weder Internetanschluss noch Netz fürs iPhone. Bei einem gemütlichen Abendessen mit Bieren und Caipis klingt der Tag aus.

Mittwoch, 17.11. (Trip bei Everytrail)

Wie gehabt um 8 Uhr Frühstück, dann Aufbruch mit der ganzen Gruppe zum Amazonas. Nach einstündiger Anfahrt steigen wir in zwei Boote ein. Josef startet den Motor und los geht die Fahrt stromaufwärts. Bei genauem Hin-schauen entdecken wir vereinzelt Delphine, auch lachsrosa farbige. Arabas, Adler, Urubus sitzen in den Baumwipfeln oder begleiten uns. Die anfängliche Schwüle ist plötzlich verflogen, in kurzer Zeit ziehen Gewitterwolken auf und schon schüttet es wie aus Kübeln. Der Schiffsmotor läuft nun auf Hochtouren und nach zweistündiger Fahrt legen wir klatschnass an einem der einfachen Holzhäuser an. Der Inhalt aus den mitgebrachten Henkeltöpfen schmeckt gut und ist vor allem schnell aufgetischt. Doch meinen armen Mann ereilt urplötzlich die Rache Maranons (oder eines anderen Gottes der Flüsse?) und schafft es gerade noch auf einen kloähnlichen Verschlag. Es hat nun aufgehört zu regnen und wir schippern wieder weiter - am Ufer viele Tiere, auch Kaimane, - und sollen unsere Angelkünste unter Beweis stellen. An den Ästen von abgestorbenen Bäumen wird angelegt und jeder Bootsinsasse greift sich eine Angel, während Josef die Köder austeilt. Ja dann Petri Heil! Immer wieder zappelt was am Haken, doch der Erfolg ist mäßig. Mit ganzen drei 

Piranhas halte ich Rekord an Bord - vielleicht ist das Anfängerglück. Nach einem zweiten Versuch etwas weiter stromaufwärts bleibt der Erfolg auf beiden Booten dürftig. Während der Rückfahrt entdecken wir faul vor sich hindösende Kaimane, am Ufer grasende Rinder und Hausschweine. Allmählich werden die lehnenlosen Sitzbänke härter, am Horizont hängen erneut drohend schwarze Wolken und es wird schnell dunkel. Aber trotz dieser Widrigkeiten liegt eine ruhige und wunderschöne Stimmung über dem Strom und wird durch ein Wetterleuchten noch gesteigert. Am Ufer angekommen steigen wir mit immer noch feuchten Popos schnell um ins schon wartende Vehikel. Zurück in der Lodge legen wir uns rasch trocken, essen zu Abend und dann ab in die Federn.

Donnerstag,18.11. (Trip bei Everytrail)

Peter geht's wieder besser, dafür rebelliert mein Gedärm. Ein letztes Dschungelfrühstück in noch immer feuchten Klamotten. Dann Aufbruch nach Manaus. Dort angekommen besteigen wir ein Schnellboot, um schon nach einigen Minuten das Phänomen des „Encontro das Aguas“ (Zusammentreffen der Gewässer) mit eigenen Augen zu bestaunen. Denn hier fliessen die Wassermassen des ockergelben Rio Solimões (so heißt der peruanische Amazonas in Brasilien bis zum Zusammenfluss) und des schwarzen Rio Negro auf einige Kilometer weit wie Karamell- und Schokoladensauce nebeneinander her, um sich dann erst nach ca. 10 km zu vermischen (vom Flieger aus besonders gut zu erkennen). Während der Rio Negro schwarzes, stark saures Wasser (damit auch kaum Mücken) führt, ist der Rio Solimões ein sogenannter „weißer“ Fluss mit Schlamm und basischem pH-Wertung und Ca. 5°C kälter. Beim Handeintauchen in die Gewässer fühlt man auch die sehr unterschiedlichen Temperaturen. Zurück am Festland kurze Verabschiedung vom netten Toulouser Ehepaar. Die Industriestadt Manaus hinter uns lassend erreichen wir das Traumhotel „Tropical“, eine tolle Bleibe, leider nur für eine Nacht. Erholung am und im Pool. Vor dem ausgezeichneten Abendbuffet erwartet uns ein Extrageschenk der Mutter Natur: Ein Sonnenuntergang über dem Rio Negro vom Allerfeinsten!

Freitag, 19.11.

Da wir erst um 12 Uhr abgeholt werden, genehmigen wir uns ein üppiges und gemütliches Frühstück. Anschliessend Besuch des botanischen Gartens mit Zoo. Endlich sieht man die Raubkatzen der Region, wie Jaguar und Ozelots; ausserdem Makake-Äffchen und die unterschiedlichsten Papageienarten. Aras und Araras sind uns schon aus den diversen Hotels bekannt. Jetzt bleibt auch noch Zeit für die Ladenstraße und nach dem Erwerb von Ansichtskarten fällt mein Blick (diese Frauen!) auf einen aparten Halsschmuck. Da unser Hochzeitstag in Kürze ansteht, kommt mein Liebster um den Kauf nicht herum.

Die Koffer sind gepackt, es herrscht wieder Ordnung und Trockenheit in denselben. So warten wir guter Dinge auf unseren Transfer zum Flughafen. Der Betreuer erscheint zwar rechtzeitig und trotz ständigen Telefonierens ist weit und breit kein Wagen in Sicht. Dank zweier Taxen kommen wir keine Minute zu früh am Airport an. Doch der Ärger geht weiter. Wir stehen in der falschen Schlange, keinerlei Durchsagen auf Englisch. Nach mehrmaligem Nachfragen landen wir endlich am richtigen Gate und zum Glück startet die Maschine leicht verspätet. Diesmal kein „Tiefkühlprogramm“, der Flug verläuft glatt und nach der Landung in Brasilia werden wir von Klaus und Luiz aufs herzlichste begrüßt. Letzterer erwartet uns dann samt Familie in einem brasilianischen Biergarten - mit Franziskaner Weissbier. Dort angeregtes Beisammensein beim Verzehr von regionalen Tapas und etlichen Cerveicas. Spät am Abend Transfer zum, von Luiz gebuchten Hotel „Metropolitan Flat“ mit geräumigen Suiten, wunderbar!

Samstag, 20.11. (Brasilia Sightseeing bei Everytrail)

Am Morgen starten wir zu einer ersten Besichtigung der Kapitale Brasilia, der 1960 in moderner Architektur (Corbusier) nach nur 1000 Tagen errichteten Stadt ausgeführt von den Architekten Oscar Niemeyer und Lucio Costa. Alles eben funktional, aufgelockert durch die großzügigen und schwungvollen Bögen. Gut gefallen uns die Kirche „San Bosco“, von aussen unscheinbar, doch die Rotunde geprägt von lichtblauen Glasfenstern wirkt schlicht und lädt zum Meditieren ein; ebenso die kronenförmig gebaute „Catedral Metropolitana“, hell und freundlich.

Nach der Stadtbesichtigung setzt uns der Guide in der Barrascaria „Carpe diem“ zum mittäglichen Treffen mit Laras Großfamilie ab. Gut gestärkt mit dem Feijoada aus braunen  Bohnen mit allem vom Schwein - Ohren, Füsse, Innereien etc. - besichtigen wir weiterhin die weitläufige Metropole - zu Fuß geht bei diesen Dimensionen gar nichts. Regierungs- und Universitätsviertel stehen auf dem Programm. Imposant wirkt die Brücke mit elegant schwingenden Bögen über den Stausee (40 km²). 

Dabei lassen wir es bewenden, denn nun wieder in unserer Nobelherberge laufen die Vorbereitungen für Klausens Geburtstagsfeier an. Während Luiz, Peter und Lara sich um die technische Installation für den abendlichen Event auf der Dachterrasse des Hotels kümmern, kichere ich beim Aufbügeln unseres Trachtengewands in mich hinein. Bayerisches Gewand im tiefsten Brasilien, wie im Film von Marianne Sägebrecht - Out of Rosenheim. Bevor die Gäste erscheinen, letzte Generalprobe des Schuhplattlers und Watschntanzes. Die beflissenen Kellner heizen uns mit diversen Caipis ganz schön ein. Um 21 Uhr erscheinen die ersten Gäste und gegen 23 Uhr kann mit knapp 60 Personen die Show beginnen. Nach kurzer Begrüssung durchs Geburtstagskind Klaus haben wir Bajuwaren unseren Auftritt - einen Schuhplattler. Wir sind mit grossem Spaß dabei und alles klappt wunderbar. Somit sind wir dem Wunsch von Luiz nachgekommen und er scheint wirklich happy zu sein. Dionea, seine Frau - übrigens auch im Dirndlgewand - sieht hinreissend aus, sie hat die richtige Dirndlfigur. Der vom Hausherrn engagierte Hoffotograf nebst Assistentin kommt mit dem Blitzen kaum mehr nach. Etwas später hält Peter, übersetzt von Lara eine kleine launige Rede. Bevor das überaus köstliche Buffet eröffnet wird, bringen wir noch den Watschntanz zur Aufführung. Die Stimmung steigt mehr und mehr und nun dürfen wir uns auch einiges hinter die Binde kippen. Spät nach zwei Uhr nachts fallen wir ermattet, aber zufrieden ins Bett.

Sonntag, 21.11.

Langes Ausschlafen, dann gemütliches Frühstück mit viel, viel Kaffee und frischen Säften; dann am leeren Pool der Dachterrasse ausruhen, etwas Lesen, Kartenschreiben u.ä.m. Zum Glück sagt Klaus das vorgesehene Mittagessen mit der Familie ab, denn am Frühnachmittag steigt die nächste Geburtstagsfete: Die kleine „Princesa Veronica“ ist heute 4 Jahre geworden, so können Opa und Enkeltöchterchen beinahe zusammen feiern. Per Taxi trifft unser Bayernteam in Laras Elternhaus ein. Eine Erzählerin spielt mit den ersten kleinen Gästen im Garten, das Kasperltheater steht auch schon und trotz des plötzlich heftig einsetzenden Regens herrscht reges Treiben, nach und nach kommen auch die letzten Gäste und die engagierten Mädchen servieren ohne Pause kleine Leckereien und Getränke. Am Spätnachmittag dürfen wir uns bei den liebenswürdigen Gastgebern - Luiz und Dionea haben alles phantastisch geplant, für uns organisiert und ausgerichtet - herzlichst bedanken und verabschieden. Zurück im Hotel werden nur noch die Koffer gepackt; Abendessen erübrigt sich und ab in die Federn.

Montag, 22.11. (Bootsfahrt Salvador-Morro)

Um 9 Uhr reibungsloser Shuttle zum Flughafen. Es ist noch genug Zeit, im dortigen Correios die Postkarten abzugeben und Moneten umzuwechseln. Weiter geht's nach „Salvador da Bahia“. Dort werden wir nach nur einstündigem, aber äußerst turbulenten Flug von einer deutschstämmigen Dame (Miller-Reisen) bis zum Hafen begleitet. Hier warten wir wohlweißlich im Schatten auf die Einschiffung nach „Morro“. Per Katamaran geniessen wir die mehrstündige Seefahrt auf unsere Trauminsel. Dort angekommen geht's erst mal einen steilen Sandpfad hinauf durch „Morro de Sao Paolo“. Währenddessen transportieren junge Burschen unser Gepäck per Schubkarren auf dem beschwerlichen Weg zum Geländewagen. Da braucht es kein Fitnesstraining mehr. 

Morro selbst macht einen sehr lebendigen und lebensfrohen Eindruck. Nach 10-minütiger Fahrt per Rover (sonst autofreie Insel) stehen wir vor einem Traumdomizil, der Pousada „Vila dos Corais“. So muss das Paradies ausschauen! Die großzügige tropische Anlage liegt an einem Naturstrand. Grosse Bungalows mit Balkon samt Hängematten, Riesenpool - frische Hibiskusblüten überall (erinnert sehr an das Mata Hari auf Bali). Sehr geschmackvoll, aber keineswegs aufdringlich. Jetzt kann die Erholung beginnen. Nach einem ersten Erkundungsbummel essen wir im ebenso einladenden Hotelrestaurant zu Abend. Wohlig müde fallen wir in die blütengeschmückten Himmelbetten.

Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, 23. - 25.11.

Die letzte Ferienwoche geben wir uns dem dolce far niente hin. Nur Baden, im Schatten liegen, Träumen, Lesen, Strandspaziergänge im feinen Sand, die Zehen im warmen Meerwasser, ein wenig Tennisspielen und wir sind uns einig, unser Strand, der „Vierer“ ist der schönste von allen. Da zur Zeit Vollmond herrscht, können wir das Spiel von Ebbe und Flut bestens beobachten.

Nur über folgendes wundern wir uns sehr: Von den bequemen Gartenliegen gibt es anscheinend zu wenig, so dass sie schon früh am Morgen mit Handtüchern belegt sind, was man eigentlich uns Alemanos nachsagt. Weit gefehlt, man hört hier nur brasilianisch und viel spanisch (argentinische Gäste). Immer diese Vorurteile! 

Ab 9 Uhr morgens treffen wir uns am köstlich einladenden Frühstücksbuffet. Das 

Personal spricht so gut wie kein englisch, ist dafür überaus freundlich und fröhlich. Es gibt tropische Früchte und Säfte, süße Kuchen aller Art (Brasilianos lieben Süsses), aber auch pikante Quiches und Eierspeisen jeglicher Art. Am Strand wird viel getrunken, denn trotz der ständigen Meeresbrise sind die Temperaturen ganz schön hoch; auch das Wasser im Pool ist kühler als das Meer selbst. 

Abends fahren wir dank dem hauseigenen Shuttle per Jeep in den Ort, nachdem wir vorher bis zum Einbruch der Dunkelheit noch eine Runde Tennis gespielt haben (natürlich gewinnt die Supersportlerin Luise). Eberhard gibt den Copiloten und mit dem Fahrer haben wir viel Spaß. In Morro erlaben wir uns an frischen Langusten mit würzigem Reis, Bossa Nova-Klänge im Ohr, einen Caipirinha in der Hand mit Blick aufs nächtliche Meer, was will man mehr? Die Tage vergehen wie im Flug.

Freitag, 26.11.

Heute, an unserem 44. Hochzeitstag - Marlies und Gerrit überraschen uns mit liebevoll arrangierten frischen Blüten schon früh am Morgen - unternehmen wir eine 5-stündige Bootsfahrt entlang an den schönsten Stränden der „Costa do Dende“. Häufige Stops, etwas Waten zu ungewohnt breiten, kilometerlangen und men–schenleeren Stränden mit weissem allerfeinsten Sand, gesäumt von Kokospalmen. Hier könnten die bekannten Werbeaufnahmen für Bacardi-Rum entstanden sein. Zur Mittagszeit laufen wir in einem kleinen Hafen ein, um im kleinen,aber guten Strandlokal landestypisch zu essen, gekrönt vom kühlen Cerveica. Dann geht's wieder an Bord und langsam zurück nach Morro. Schwimme im jetzt leeren Hotelpool noch einige Bahnen.

Samstag, 27.11.

Am letzten Tag auf Morro geniessen wir noch einmal so richtig das Inselleben mit Abendessen im Ort wie gehabt. Abends im Hotel lassen es die Ältesten der bayrischen Uhus (laut Gerrit bedeutet das Urnenhuscher - ganz schön makaber), also mein Liebster und ich nochmals bei einem weiteren Caipi und Pina Colada so richtig krachen. Die tropische Nacht am Meer muss man einfach geniessen! Selig beschwingt finden wir doch noch in unser Himmelbett.

Sonntag, 28.11. (Stadtrundgang Salvador)

Am Vormittag letzte Fahrt nach Morro. Mittags legt der Katamaran bei nicht ganz ruhiger See ab. Die Dünung wird immer stärker zum Leidwesen etlicher Passagiere, auch bei Peter füllt sich die bewusste Tüte. Luise übersteht es gut, die kluge Frau hat eben vorgebaut. Mir hilft ein spannender Roman von Vargas Llosa, den ich auf der Überfahrt auslesen werde. Endlich erreichen wir am Frühnachmittag „Salvador do Bahia“ - Stadt der angeblich 1000 Kirchen -, unseren letzten Aufenthaltsort in Brasilien. Per Taxi erklimmen wir die Cidade Alta, um im Hotel „Solar do Carmo“ die letzten zwei Tage zu wohnen. Erster Bummel - sehr heiß mit hoher Luftfeuchtigkeit - durch unser Carmel-Viertel. Ein Stück weiter am Hauptplatz, der „Praça da Sé“ besuchen wir die Cathedral Basilika genehmigen wir uns einen kleinen Imbiß und lechzen nach Wasser, Cola und Bier. Die Freiluftkneipe ist rappelvoll, hier pulsiert das Leben. Soeben wird ein Fußballspiel übertragen und die Emotionen sind am kochen. Da man uns nicht mehr munter nennen kann, lassen wir es bei einem Besuch der Kathedrale bewenden. Der Bau aus dem 17.Jahrhundert mit einer prächtigen Kassettendecke und ebensolchen Azulejos sind absolut sehenswert.

Montag, 29.11. (Stadtrundgang Salvador)

Gut ausgeruht wollen wir heute mehr von der Stadt entdecken. So steht als erstes die „Igreja do Sao Francisco“ im brasilianischen Barock mit üppigster Blattgoldverzierung (gilt als reichste Kirche des Landes) auf dem Programm. Besonders sehenswert sind auch die grossen kunstvollen Azulejos in Bildern zusammengesetzt, welche die Lebensgeschichte des hl. Franziskus erzählen. Besuchenswert sind auch die Barockkirchen der anderen Konvente, wie der Karmeliter, Dominikaner, Jesuiten und Benediktiner, welche sehr volkstümlich geprägt sind. 

Nach so viel Kunst stärken wir uns in einer sog. „Escuela Comida Tipica“. Wohl etwas für Vielesser bei kleinem Budget. Jede Menge Eintöpfe - etwas fad - und Vorsicht für Europäer: die Hälfte der Speisen ist mit dem für unsere Mägen ungewohnten Palmöl angerichtet. Wir sind schon sehr verwöhnt. Dafür sind die jungen, angehenden Bedienungen in ihren weissen voluminösen, bahianischen Frauenkleidern bezaubernd anzuschauen.

Weiter geht der Weg hinauf ins „Pelhourino-Viertel“, in welchem abertausende von afrikanischen Sklaven einst verschachert und an den Pranger gestellt wurden. Heutzutage wohnen und leben hier Handwerker, Händler, Arbeiter und Musiker. Tagsüber fühlt man sich hier trotz aller Unkenrufe absolut sicher. Und weiter gehen wir über den „Praça Municipal“ zum Lift in die Unterstadt, dem „Elevador Lacerda“. Unten angekommen (tägl. Beförderung von 60.000 Personen) ist der Mercado Modelo mit vorwiegendem Kunsthandwerk nicht zu übersehen. Zuvor sollte man aber innehalten, um den Copoeiristos beim Kampftanz, dem „Capoeira“ zu se

hen. Ein Relikt aus Sklavenzeiten. Afrikanische Trommeln feuern die top trainierten schwarzen Tänzer in den weiten weissen Hosen zum Kampftanz an. Nach kleinen Einkäufen für die Enkelkinder schweben wir wieder in die Oberstadt und gönnen uns am Paço Municipal einen Erfrischungsdrink mit wunderbarer Aussicht auf den Hafen mit Meeresbucht (Todos os Santos - an einem Allerheiligentag wurde die Bucht von den Portugiesen entdeckt). Vorbei an bunten, aber bröckelnden Fassaden - die einstige Pracht ist nur mehr zu erahnen - Morbidität pur und auch die vorwiegend schwarze Bevölkerung wirkt arm, treffen wir am Spätnachmittag im Carmo ein. Der Tag endet für uns in einem kleinen italienischen Restaurant mit feinem Essen in der Nähe unseres Hotels.

Dienstag. 30.11.

Am allerletzten Brasilientag beschliessen die Paare, getrennter Wege zu gehen. Wir statten zuerst dem Völkerkundemuseum (Museu Afro-Brasileiro) einen Besuch ab (leider Fotografierverbot). Besonders interessant sind die für uns völlig unbekannten brasilianisch-afrikanischen Musikinstrumente und auch die unzähligen Masken und Skulpturen jeglicher Art.

Weiter dann mit dem Elevador zur Cidade Baixa. Von dort geht's per Taxi auf der Avenida Oceanica vorbei am Rio Vermelhol, der teuersten Wohngegend. Dann laufen wir auf der Strandpromenade weiter, am Leuchtturm vorbei bis zur „Praia do Christo“. Nach einigem Nachfragen entdecken wir endlich das gut gekühlte Shoppingcenter (Vorgeschmack auf die heimatlichen Temperaturen). Für unsere Töchter finden wir trotz einiger Verständigungsprobleme spezielle duftende Mitbringsel. Die beiden jungen, top gepflegten Verkäuferinnen verstehen mich doch noch - ein wenig Spanisch hilft auch hier weiter - und winken den Alemanos lachend nach. Und weiter geht die Suche nach dem besten Eis der Stadt (unser italienischer Hotelier wird sich wohl kaum irren) und die Suche hat sich gelohnt, hm... leckerschmecker! Kurz vor dem Verlassen des Verkaufpalastes winkt uns ein Nikolaus aus einer künstlichen Weihnachtskinderwelt zu sich herein. Er erkennt uns als Landsleute und stammt aus der hiesigen deutschen Enklave, der Stadt Blumenau. Ein kurzes Plaudern inklusive Foto und Wegweisen zum Busbahnhof und schon sitzen wir in der richtigen Linie mit bestem Sightseeing auf dem Rückweg zur Oberstadt. Viel billiger und interessanter als mit dem Taxi. Jetzt noch ein kurzer Blick in den barocken Gouveneurpalast und ein zweiter durch die Arkaden hinunter über die Bucht. 

Wieder vereint mit den Freunden geniessen wir auf unserer kleinen Hotelterrasse mit Caipis einen letzten Sonnenuntergang über dem Meer bei 34° C. Der Transfer zum Flughafen klappt pünktlich um 20:30 und der Nachtflug nach Europa verläuft reibungslos. Aufgrund des plötzlichen Wintereinbruchs heisst es für uns vier Stunden Aufenthalt in Lissabon der Flughafen München ist beim ersten Schneefall total überfordert. Wir finden aber ein Plätzchen, von welchem aus Peter mittels Laptop einen ersten Reiserücklauf zeigt. Dann, endlich nach 22 Uhr hat uns die Heimat wieder! - Noch eine kleine Überraschung nach Erhalt des Gepäcks. Ein nicht zu übersehbarer Riss klafft in Peters Koffer und ein Träger seiner Lederhose schaut schon raus. Nach kurzer Verabschiedung von unseren Freunden erhalten wir am entsprechenden Schalter einen nagelneuen Titankoffer; packen rasch um, entsorgen den alten und kommen gegen Mitternacht müde, aber glücklich und zufrieden im verschneiten München bei -6° C wieder an.

Alle sind wir uns darüber einig, dass die Brasilienreise wunderschön war. Hier möchten wir ein grosses Lob und Dankeschön unserem Herrn Biermaier ausdrücken, denn er hat mit seinem grossen Engagement in Planung und während der Reise ganz entscheidend zum guten Gelingen der Reise beigetragen! Ein Dank auch an Luiz für die zeitaufwändige Planung der Führungen in Rio de Janeiro und Brasilia und die Unterstützung in Brasilia.

Und hier sind die besuchten Orte im Überblick aufgezeichnet. Zusätzlich wurden mit einem GPS-Gerät einige Routen in Rio, die Amazonasfahrt und die Fahrt von Salvador nach Morro, sowie Spaziergänge in Salvador aufge-zeichnet. Diese Routen sind bei den entsprechenden Tagen auf-geführt und können in Everytrail betrachtet werden. 

Bei unterstrichenen Begriffen ist ein entsprechender Internetlink hinzugefügt - meist in deutsch, einige jedoch in englisch oder portugiesisch. Einen Film hat Luise aufgenommen.

Diese Reisebeschreibung kann auch als pdf-Datei herunter geladen werden, auch dort sind einige Links auf entsprechende Inter–netseiten enthalten, die hoffentlich noch alle funktionieren.  


                                                                                              © Peter Ehrensperger 2015